Ich habe den Eindruck, dass die Deutschen, die über Smoleńsk schreiben, basieren auf Informationen aus Moskau. Vielleicht auch aus Warschau, aber nur aus einer bestimmten Quelle. Die deutschen Journalisten schreiben angeblich wahrheitsgemäß, manchmal passen sie sich an ihre Leser an, so dass die Bilder frei von zarten Nuancen sind. Aber die Titel der Artikel sind eindeutig und sie nötigen den Lesern in einem hohen Grade das Verstehen der Texte auf.
Der am Freitag von der polnischen Regierungskommission vorgestellte Ermittlungsbericht fand solche Titel an deutschen Portalen: "Polen gesteht Hauptverantwortung für Smoleńsk - Absturz ein", "Flugzeug - Besatzung war schuld am Flugzeugabsturz" oder "Schlecht ausgebildete Piloten tragen größte Schuld".
Nicht besser stellt sich die Sache in den ersten, meistens fett gedruckten Sätzen vor. Es steht am Portal bild.de: "Nun liegt der Ermittlungsbericht aus Warschau vor. Ergebnis: Die Hauptschuld an dem Unglück liegt auf polnischer Seite. Die Flugzeug - Besatzung war schlecht ausgebildet!" Das andere Portal spiegel.de informiert: "Polen übernimmt die Hauptverantwortung für das Flugunglück im russischen Smoleńsk. Einem Ermittlungsbericht der Regierung zufolge starben der damalige Präsident Kaczyński und 95 weitere Passagiere, weil die Crew schlecht ausgebildet war".
Etwas mehr Aufmerksamkeit widmen wir der Webseite taz.de. Das ist die Seite eines linken Blattes "Die Tageszeitung", die sich im Juni 2006 berühmt machte wegen eines schmählichen Artikels, der die Gebrüder Kaczyńskis verunglimpfte. Im Freitagsbericht außer den oben genannten Formulierungen finden wir solche Darstellung:
"Es gab keinen direkten Druck auf die Piloten - so Miller. Allerdings habe der Disponent des Fluges leider keinen Ausweichflughafen benannt. Mit dem 'Disponenten' ist Präsident Lech Kaczyński gemeint, der bei dem Flug ebenfalls ums Leben kam. Der Protokollchef des Präsidenten (!?) pendelte zwischen Cockpit und Präsidenten. Er teilte Kaczyński mit, dass der dichte Nebel eine Landung in Smoleńsk unmöglich mache. Doch der Präsident gab keine Anweisung, den Flughafen in Mińsk oder Moskau anzufliegen oder nach Warschau zurückzukehren. Vielmehr kam General Andrzej Błasik, der Kommandant der Polnischen Luftwaffe und direkte Vorgesetzte der Piloten, ins Cockpit. Die Piloten entschieden daraufhin trotz der schlechten Sicht auf 100 Meter runter zu gehen. Hier reihte sich dann allerdings Fehler an Fehler".
Solche Informationen erhalten also deutsche Leser. Wir können uns nur vertrösten, dass nicht nur polnische Medien lügen.
PS. Jest to niemiecka wersja mojego tekstu pt. "Nie tylko polskie media kłamią; niemieckie też", który wydrukuję za około dwie godziny.
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